Activision Blizzard: Kalifornische Behörde reicht nach 2-jährigem Ermittlungsverfahren klage wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ein
Nach einer zweijährigen Ermittlung hat das „California Department of Fair Employment and Housing” (kurz DFEH) am 20. Juli 2021 eine Klage gegen Activision Blizzard eingereicht. In der 30-seitigen Anklageschrift spricht man von einer Kultur ständiger sexueller Übergriffe und Diskriminierung. Explizit ist die Rede von nahezu täglichem Alkoholkonsum und Trinkspielen sowie sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz. So sollen männliche Mitarbeiter regelmäßig „Cube Crawl“ spielen. Bei diesem Spiel trinken sie eine Menge Alkohol und ziehen dann durch die einzelnen Arbeitsecken (Cubes) des Büros. Hierbei sollen sie häufig Frauen auf unangemessene Art belästigen.
Außerdem seien überwiegend nur weiße Männer in Top Positionen zu finden. Sollte doch mal eine Frau weiter aufsteigen, verdient sie weniger für die gleiche Arbeit. Aber insgesamt steigen Frauen in der Firma weniger schnell auf und verdienen durchweg weniger als ihre männlichen Kollegen. Zuletzt hat sich eine Angestellte auf einer Geschäftsreise mit ihrem Vorgesetzten, zu dem sie auch eine sexuelle Beziehung hatte, das Leben genommen. Dem voraus ging eine sexuelle Belästigung, als auf einer Betriebsfeier ein Foto ihrer Vagina an andere Angestellte verschickt worden sei.
Stellungsnahme von Activision
Gegenüber „The Verge“ hat Activision bereits Stellung zu den Vorwürfen genommen. Der Publisher erklärte darin, dass man Vielfalt am Arbeitsplatz fördert und für jeden eine angenehme Umgebung schafft. Außerdem dulde man bei Activision Blizzard weder sexuelles Fehlverhalten noch Belästigungen jeglicher Art. Man nimmt jeden Vorwurf ernst und leite entsprechend Untersuchungen ein. Ebenfalls wurden in Fällen von Fehlverhalten bereits Maßnahmen ergriffen.
Zudem bezeichnet Activision die Klage als unverantwortliches Verhalten von unverantwortlichen Staatsbürokraten, die viele der besten Unternehmen des Staates aus Kalifornien vertreiben wollen. Der Kläger DFEH baue seine Klage auf älteren und teilweise verfälschten Anschuldigungen auf. Laut Activision waren sie dazu verpflichtet, angemessene Nachforschungen anzustellen und in gutem Glauben Gespräche mit ihnen zu führen, um alle Ansprüche oder Bedenken besser zu verstehen und zu klären, bevor sie einen Rechtsstreit einleiten. Activision gibt zu, dass es in der Vergangenheit einige Vorfälle gab, jedoch wurden diese längst geklärt.
Weitere Zeilen aus dem Statement:
Wir haben bedeutende Änderungen vorgenommen, um die Unternehmenskultur zu verbessern und mehr Vielfalt in unseren Führungsteams geschaffen. Es wurden interne Programme und Kanäle für Mitarbeiter geschaffen, um Verstöße zu melden. Es gibt eine „ASK-Liste“ und eine vertrauliche Hotline, an die sich alle Mitarbeiter wenden können. Auch haben wir ein Relations-Team gebildet, das sich der Untersuchung von Mitarbeiterbedenken widmet. Wir haben unser Engagement für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion verstärkt und unsere Mitarbeiternetzwerke auf globaler Ebene gebündelt, um zusätzliche Unterstützung zu bieten. Außerdem müssen die Mitarbeiter regelmäßig und seit vielen Jahren in Anti-Belästigung geschult werden.
und weiter:
Wir unternehmen enorme Anstrengungen, um faire und lohnende Vergütungspakete und -richtlinien zu schaffen. Diese spiegeln unsere Kultur und unser Geschäft. Darüber hinaus bemühen wir uns, alle Mitarbeiter für gleiche oder im Wesentlichen ähnliche Arbeit fair zu bezahlen. Durch eine Vielzahl proaktiver Maßnahmen stellen wir sicher, dass die Bezahlung von nicht diskriminierenden Faktoren bestimmt wird. Zum Beispiel belohnen und entlohnen wir Mitarbeiter auf der Grundlage ihrer Leistung.
Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Praktiken als Arbeitgeber für Chancengleichheit demonstrieren können, durch die ein unterstützender, vielfältiger und integrativer Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter gefördert wird. Außerdem sind wir entschlossen, diese Bemühungen in den kommenden Jahren fortzusetzen. Es ist eine Schande, dass die DFEH sich nicht mit uns darüber austauschen wollte, was ihrer Meinung nach bei ihren Ermittlungen zu sehen war.
Meinung
Hier stehen eine Menge Aussagen im Raum, die man erst mal verdauen muss. Und ohne dabei gewesen zu sein, kann man sich auch kein wirkliches Bild machen, was wurde geändert, was läuft noch immer schief? Wer weiß. Aber ganz gleich, welche Partei vor Gericht gewinnt, was hier zum Teil geschildert wird, ist einfach nur asoziales Verhalten. Damit sind nicht Trinkspiele als solches gemeint, jeder sollte Spaß bei der Arbeit haben, das fördert den kreativen Prozess. Daher können sich die Leute auch gern zulöten oder einen Durchziehen. Aber es geht einfach nicht klar, dass dabei Grenzen von anderen Menschen überschritten werden. Bei Diskriminierung oder zu sexueller Belästigung hört es dann auf. Und sicher gibt es auch Methoden, bei denen Konkurrenzfirmen versuchen, ihre erfolgreichen Gegenspieler auszuschalten. Auch diese sind in keiner Weise gutzuheißen.